Freizeit und Tourismus

Station 2: Naturschutzgebiet "Loher Tal"

Foto: Loher Weiher

Der Loher Weiher

Auf der Informationstafel am Naturschutzgebiet Loher Tal, die am Ausgangspunkt dieser Tour steht, erhält man erste Informationen über das seit 1990 unter Naturschutz stehende Gebiet. Östlich der Tafel befindet sich der als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesene Loher Weiher. Da dieses Gewässer u.a. ein wichtiger Laichplatz für Grasfrosch, Erd- und Geburtshelferkröte sowie für Teich- und Bergmolch ist, wurde von einem Vorhaben Abstand genommen, hier Lachsbrütlinge aufzuziehen.

Der Loher Weiher war das unterste Becken einer Weihertreppe, deren Wasserkraft zum Betreiben der Loher Hütte diente. Hier wurde Eisenerz verarbeitet. Ihre Ruinen finden wir südlich des Ausgangspunktes unterhalb der als Naturdenkmal ausgewiesenen Eiche. Die Hütte war zwischen dem 15. Jahrhundert und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ununterbrochen im Betrieb.

Zwischen dem Loher Weiher und dem unteren Teich des Naturschutzgebiets wechselt die Wanderroute auf die östliche Seite des Loher Tals. Hier halten wir uns auf dem unteren Talrandweg, der auf 400 m parallel zum Tal verläuft. Rechts des Weges erstreckt sich der „Eichert“, ein Eichen-Mischwald, in dem noch der Kleinspecht vorkommt. Er ist der kleinste Vertreter unter den heimischen Spechten und erreicht gerade einmal die Größe eines Haussperlings. Linkerhand öffnet sich gelegentlich der Blick auf den großen Teich im Loher Tal, in dem viele verschiedene Fischarten wie Wildkarpfen oder der durch sein interessantes Fortpflanzungsverhalten bekannte Bitterling ausgesetzt wurden. Diese Art legt ihre Eier in die Kiemen von Teich- oder Malermuscheln ab. Hier entwickeln sie sich zu kleinen Fischchen, die nach dem Schlüpfen ihre sichere Behausung in der Muschel verlassen. Mit langgezogenen Pfiffen kommt ein starengroßer, blauer Vogel dicht über die Wasseroberfläche dahergeschossen. Es ist der prächtige Eisvogel der noch regelmäßig an den Teichen im Naturschutzgebiet beobachtet werden kann. Ihn locken die vielen hier lebenden Klein- und Jungfische, von denen er sich in erster Linie ernährt.

Bald kreuzt ein weiterer Waldweg die Route. Westlich dieses Weges befindet sich der oberste Teil des NSG. Hier findet man die letzten natürlichen Erlen-Bruchwälder im nördlichen Siegerland. Als Schlenken bezeichneten Wasseransammlungen und dicke Polster aus Torfmoosen Wiesen darauf hin, dass der Untergrund hier sehr nass ist. Torfmoose sind in der Lage, in ihren Blättern, Ästen und Stämmchen das 10-20-fache ihres Volumens an Wasser zu speichern. Ständig wachsen sie bei entsprechender Wasser- und Nährstoffversorgung in die Höhe, wobei die älteren Teile der Moosstämmchen infolge von Licht- und Sauerstoffmangel im Untergrund langsam absterben und durch das Gewicht der darüber liegenden, jüngeren Moosschichten zusammengedrückt werden. Eine Zersetzung findet in diesem sauerstoffarmen Milieu jedoch kaum statt. Deshalb bilden sich sogenannte Torfschichten. Toorfmoospolster können somit im Laufe von Jahrtausenden im Extremfall mehr als 10 m Mächtigkeit aufweisen. Walzen-Segge, Sumpf-Reitgras und Großes Zweiblatt, eine Orchidee, sind weitere, für den Erlen-Bruchwald charakteristische Pflanzenarten, die hier gedeihen.

Foto: Kleiner Wasserfall am Loher Weiher

Ein Wasserfall am Loher Weiher

Dem Wanderweg nach Norden folgend findet man sogar noch eine alte Stieleiche. In dem rechts des Weges fließenden Bach leben die Larven des größten heimischen Schwanzlurchs, des Feuersalamanders. Um diese Tierart ranken sich die abenteuerlichsten Legenden und Mythen. Noch bis in die Gegenwart ist manchenorts der Glaube überliefert, dass der Feuersalamander im Feuer überleben, ja dieses sogar mit Hilfe seiner Hautsekrete löschen könne. Im Mittelalter war man davon überzeugt, dass Haare auf dem Körper von Salamandern wüchsen. Aus diesem Grund bezeichnete man damals Asbest als „Salamanderwolle“. Darüber hinaus wurde der Feuersalamander als extrem giftig angesehen, was ein französischer Vers aus dem Mittelalter belegt: “Wenn dich ein Salamander beißt, dann begib dich zu Sarg und Leichentuch.“. Heutzutage weiß man, dass Salamander Hautgifte zur Verteidigung absondern, die beim Menschen allenfalls Juckreiz auf empfindlicher Haut auslösen können. Sie sind aber niemals lebensbedrohlich. Mit ein wenig Glück bekommt man hier im Sommer auch den Großen Schillerfalter zu Gesicht.

Am Wegesrand wäschst an manchen Stellen Hallers Schaumkresse. Diese seltene Pflanze wurde als „Erzblume“ bekannt, da sie schwermetallhaltige Böden (vor allem Zink) anzeigt. Ihre Hauptvorkommen liegen daher im Bereich früherer Grubenhalden im Gebirge.

In den alten Buchen des Hochwaldes zimmert der Schwarzspecht seine Bruthöhlen. Aber auch dem Mittelspecht kann man hier begegnen. Besonders im März und April schallen seine quäkenden Rufe häufig durch den Wald. Auf dem Waldboden wächst die Quirlblättrige Weißwurz, deren weiße Blüten aus den Blattachseln leuchten. Ihre prächtigen roten Beeren, die man im Herbst finden kann, sind jedoch giftig.

Im Hochwald wurden auch Kunsthöhlen für Waldfledermäuse wie dem „Kleinen Abendsegler“ und dem „Braunen Langohr“ angebracht. Beide Arten führen im dichten Buschwerk und am Waldboden geschickte Flugmanöver aus.

Das Feuchtgrünland des Loher Tals wird zum Teil extensiv genutzt. Aus diesem Grund findet sich hier noch ein ansehnlicher Bestand von Breitblättrigem- und Geflecktem Knabenkraut. Obwohl beide Arten im Kreisgebiet auf geeigneten Flächen verbreitet vorkommen, sind die Bestände in Nordrhein-Westfalen stark rückläufig. Auch die harmlose Ringelnatter hat im Loher Tal einen geeigneten Rückzugsraum gefunden. An ihren als Natternkrönchen bezeichneten gelben Flecken am Hinterrand des Kopfes ist sie leicht zu erkennen.