Aktuelles

Mittwoch, 06.10.2021

Alma Siedhoff-Buscher – Tochter dieser Stadt: Ausstellung und Vortrag

Ein Bruch mit tradierten Vorstellungen und alten Lebenswelten, ein Neudenken in Kunst und Architektur, in Design und Pädagogik: Mit dem Bauhaus begründete Walter Gropius 1919 eine der bedeutendsten Schulen für Gestaltung, die bis heute Impulse in alle Welt streut.
Die in Kreuztal geborene Alma Buscher gestaltete erfolgreich mit.

 

Bestens ausgebildet, handwerklich sehr begabt, voller Talente und Ideen, so beginnt Alma Buscher in den 1920er-Jahren ihre Ausbildung am Staatlichen Bauhaus in Weimar. Sie wird zur bekanntesten Gestalterin zweckmäßiger Möbel und reformpädagogischen Spielzeugs. Ihre Produkte entsprechen der Forderung Walter Gropius nach attraktiven und gleichzeitig industriell herstellbaren Produkten.


Sie entwickelt für Jungen und Mädchen gleichermaßen kindgerechtes Spielzeug, das sowohl die Möglichkeit der Nachahmung als auch der freien kreativen Entfaltung bietet. Die Wurfpuppen aus Bast werden zum Patent angemeldet. Malfibeln und ihr „Kleines Schiffbauspiel“ werden bis heute produziert und vertrieben. Alma Buschers Möbel sind ein Verkaufsschlager.

 

102 Jahre Bauhaus: Das Jubiläum in Kreuztal

Die Stadt Kreuztal stellt mit dieser am 29.09.2021 beginnenden „Hommage“ erstmals das Leben und Wirken von Alma Buscher, geboren am 04. Januar 1899 in Kreuztal, 1926 verh. Siedhoff, in das Zentrum einer kommunalen Ausstellung und damit in die geneigte Öffentlichkeit. 122 Jahre nach ihrer Geburt, 102 Jahre nach Gründung des Bauhauses.

Das Stadtarchiv hat aus seinen Beständen die Kopie der Geburtsurkunde von Alma Siedhoff-Buscher aus dem Jahr 1899 zur Ausstellung beigesteuert. Die 12 großformatigen Fotografien zur Person und den Werken der Künstlerin wurden dem Stadtarchiv durch das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung in Berlin zur Verfügung gestellt.
 

Buscher und Bauhaus - es ist eine Emanzipationsgeschichte – immer noch!

Die Geschichtsschreibung ist seit Jahrhunderten männlich geprägt. Niedergeschrieben finden sich etliche Ehrenbürger, Ehrenringträger und viele andere geehrte Persönlichkeiten. In den historischen Büchern finden sich seitenweise Abbildungen von „honorigen“ Männern, bei Wikipedia listenweise Männernamen, die der Stadt Kreuztal zugeordnet werden. In den seltensten Fällen sind Frauen für ihre beruflichen, philosophischen, schriftstellerischen und künstlerischen Arbeiten, familiäre Leistungen, oder ehrenamtliches Engagement mit den gleichen hohen Ehren ausgezeichnet worden. Nur ein sehr geringer Anteil Straßen sind nach Frauen benannt. Kreuztal hat bis heute keine Ehrenbürgerin.

 

Die Geschichtswerkstatt Frauen in Kreuztals Stadtgeschichte befasst sich mit bisher ungeschriebener oder unsichtbarer Geschichte der Frauen in der städtischen Gegenwart und Historie. Sie widmet ihnen Zeit und Raum, gibt ihnen Stimme und Sichtbarkeit.

 

Gemeinsam mit dem Stadtarchiv, der Gleichstellungsstelle, dem Kulturamt, der Stadtbibliothek, anderen kulturell Interessierten sowie Schülerinnen und Schülern entstanden 2020/2021 zwei differenzierte Ausstellungen mit Veranstaltungsreihe. Alle haben Hand in Hand zusammengearbeitet und zudem Frau Dr. Obier als sachkundige Referentin zum Thema Frauen am Bauhaus gewinnen können.

 

Im zweiten Teil der Ausstellungsreihe, der am 22. November 2021 zeitgleich mit der landesweiten Aktionswoche gegen Gewalt an Frauen des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung beginnt, gibt die Geschichtswerkstatt ab diesem Tag Blicke frei auf durch Gewalt geprägte historische Lebens- und Todesumstände von Frauen in Bildern und Texten: die Hexenprozesse und Zwangsarbeiterinnen.

 

Die darauffolgenden Wechsel zeigen dann zur Weihnachtszeit / zur Jahreswende:

    • Die Tabakarbeiterin Lieselotte Mollenhauer (97)

    • Ehrenamtlich engagiert: Hanife Bilge

    • Eine Auswahl Kreuztaler Schriftstellerinnen

    • Die Künstlerin Magdalene Stähler

    • Speziallehrerin, Graphikerin und Schriftstellerin Maria Anders

    • Die bekannte Augenärztin mit Turban und Liebe zu Papageien: Dr. med. Ursula Stoewer

    • Spatenforscherin Gisela Achenbach

    • Geschichtliches: Bierbrauende Frauen im Siegerland?

    • u.a.

 

VORTRAG:

Sonntag, 31.10.2021, 15:00 Uhr, Foyer der Stadtbibliothek Kreuztal

„Das gebrochene Versprechen der Gleichheit“

Die Bauhaus-Künstlerin Alma Siedhoff-Buscher

Ein Vortrag von Dr. Marlies Obier.

Alma Siedhoff-Buscher ist mit ihrem Entwurf des Kinderzimmers im Haus am Horn in Weimar 1923 und mit ihrem „Schiffbauspiel“ weltbekannt geworden. Sie verkörpert den Aufbruch der Frauen des Bauhauses, in der neuen, geöffneten Gesellschaft der Weimarer Republik und im jungen Staatlichen Bauhaus zu arbeiten und zu wirken. Ihre Geschichte mit ihrem Erfolg prägender Bauhaus-Arbeiten und ihrer Verdrängung als Frau aus den Bauhaus-Werkstätten offenbart die Schattenseite des Bauhauses: Das große Flaggschiff der Moderne überwand die Grenzen von Vorurteil und Herrschaft nicht.

 

Marlies Obier wurde 1960 in Siegen geboren, Studium der Germanistik und Geschichte in Siegen und Salzburg, Magistra Artium, Promotion in der deutschen Philologie.

Ihre Ausstellungen über „Marie Juchacz“, Gründerin der Arbeiterwohlfahrt, „für eine bessere Welt!“ über die ersten Frauen in der Sozialdemokratie und „Die Waffen nieder!“ über Bertha von Suttner“ reisten bundesweit.

Dr. Marlies Obier ist in zahlreichen Veröffentlichungen über den frauenpolitischen Aufbruch Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts und zur Entwicklung unserer modernen Demokratie vertreten.

Sie arbeitete über die Geschichte des „Staatlichen Bauhauses“, die mit der Gründung der ersten deutschen Republik begann und mit dem Scheitern der Republik endete. Marlies Obiers Veröffentlichungen stellten dabei die „Bauhäuslerinnen“ und Alma Buscher-Siedhoff ins Licht.

„Das gebrochene Versprechen der Gleichheit“ ist der Titel von Dr. Marlies Obiers Vortrag in Begleitung der „Alma Buscher-Siedhoff-Ausstellung“ der Stadt Kreuztal.

 

Bauhaus trifft Bibliothek

Umfangreiches Rahmenprogramm zur  Ausstellung

 

Erstellung einer Graphic Novel unter fachkundiger Anleitung

In 2020 hat sich über drei Monate hinweg jeden Samstag eine Gruppe Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren in der Stadtbibliothek getroffen, die sich erst unter Anleitung von Grafikdesigner Martin Knipp in die Zeichen-App Pro Create einarbeitete, um dann mit iPad und Eingabestift das Leben von Alma Siedhoff-Buscher in Bildern zu zeigen. Die Schwerpunkte wählte dabei jede(r) für sich, sei es Almas Kampf in der Werkstatt arbeiten zu dürfen oder eines ihrer Werke. Alle Zeichnungen wurden am Ende in einem Buch zusammengefasst, welches nun in der Bibliothek zu sehen ist.

 

Eine Teilnehmerin wird am 31.10. für Fragen und Anmerkungen nochmal vor Ort sein.

Im Rahmen von „Total digital“ einem Projekt des Deutschen Bibliotheksverbands e.V. und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, gelang es u.a. die Anschaffung der benötigten iPads inkl. Zubehör sowie das Honorar für Martin Knipp zu 100% fördern zu lassen.

 

Themenschwerpunkt Bauhaus in der Stadtbibliothek

In der Stadtbibliothek wurden gezielt Medien zum Bauhaus, den Bauhaus-Frauen und zum selber kreativ sein angeschafft. Unter „Listen“ im Bibliothekskatalog und auch in der Bibliothek findet man eine entsprechende Übersicht.

In alle regelmäßigen Kinderveranstaltungen der Stadtbibliothek wird während dem Ausstellungszeitraum einmal das Thema Bauhaus, Farben und Formen aufgegriffen.

 

Was man alles mit einfachen Formen gestalten kann, erfahren alle Interessierten am Sonntag den 31.10. in der Stadtbibliothek. Während der gesamten Öffnungszeit können dort unter Anleitung alle die Lust haben kreativ werden.

Das Angebot ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht nötig.

 

Weitere Informationen unter https://www.stadtbibliothek-kreuztal.de/aktuelles/termine

 

Ein Gemeinschaftsprojekt des Stadtarchivs, der Gleichstellungsstelle und des Kulturamts der Stadt Kreuztal, der Stadtbibliothek Kreuztal und der Kreuztaler Geschichtswerkstatt – Frauen in Kreuztals Stadtgeschichte.

 

Gefördert von der Stiftung Kunst und Kultur der Sparkasse Siegen.

 

Dauer der Ausstellung: 29.September 2021 - 10.Januar 2022

„Das gebrochene Versprechen der Gleichheit“ Vortrag von Dr. Marlies Obier am  Sonntag, 31.10.2021, 15:00 Uhr, Foyer der Stadtbibliothek Kreuztal

 

Öffnungszeiten:

Dienstag & Freitag                 10:00 – 18:30 Uhr

Donnerstag                            09:00 – 18:30 Uhr

Sonntag                                  14:00 – 18:00 Uhr